ADHS IM ERWACHSENENALTER

WIE WANDELN SICH DIE SYMPTOME?

ADHS ist ein neurologisches Phänomen, das die meisten Menschen mit kleinen, hyperaktiven und impulsiven Jungs verbinden. Langsam etabliert sich das Wissen darum, dass auch Mädchen von ADHS betroffen sein können.

Fälschlicherweise wurde lange davon ausgegangen, dass ADHS sich mit zunehmendem Alter „verwächst“.

Das war jedoch eine Fehleinschätzung, denn die meisten Betroffenen finden lediglich Mittel und Wege um die Symptomatik zu managen.

Zusätzlich äußern sich viele Symptome im Erwachsenenalter einfach anders und werden nicht mit ADHS in Verbindung gebracht. Dies sind einige typische Aussagen* von ADHS – Betroffenen:

  • „Ich habe häufig das Gefühl, alles nur gerade eben, mit großer Kraftanstrengung zu schaffen.“

  • „Ich habe das Gefühl ständig am Limit zu leben und deutlich mehr Ruhephasen zu brauchen als die meisten anderen Menschen.“

  • „Ich habe oft das Gefühl im Alltag vor einem unübersichtlichen Berg an Aufgaben zu stehen. Anstatt alles Schritt für Schritt anzugehen, fühle ich mich komplett überfordert und mache gar nichts.“

  • „Ich habe Schwierigkeiten Aktivitäten oder Verhaltensweisen zu beenden, wenn ich es tun sollte.“

  • „Ich halte Verpflichtungen und Versprechungen anderen gegenüber schlecht ein.“

  • „Ich habe Probleme beim Vorausplanen und Vorbereiten von Ereignissen, die in der Zukunft liegen.“

  • „Auf Dinge die mich nicht interessieren, kann ich mich so gut wir gar nicht oder nur schwer fokussieren.“

ADHS-Symptome und Herausforderungen im Erwachsenenalter

In den folgenden Tabellen sind einige der Diagnosekriterien des DSM-5 sowie beispielhaft der Wandel im Erwachsenenalter aufgeführt. Die Beispiele stammen von den Autoren Johanna Krause, Dr. med., Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Henning Krause, Prof. Dr. med., Facharzt für Neurologie und finden sich ausführlich in ihrem Referenzwerk zur ADHS im Erwachsenenalter.

Unaufmerksamkeitssymptome nach DSM-5 Symptomwandel im Erwachsenenalter (nach J. Krause & K.-H. Krause)
Richtet die Aufmerksamkeit nicht auf Details oder macht Flüchtigkeitsfehler bei der Schularbeit oder bei anderen AktivitätenMangelnde Konzentration beim Durchlesen schriftlich fixierter Aufgaben und Arbeitsanweisungen; bei mündlicher Auftragserteilung Unfähigkeit, so lange konzentriert zu bleiben, bis die Handlungsanweisung verinnerlicht ist
Hat Schwierigkeiten, bei Aufgaben in der Schule oder während des Spielens längere Zeit aufmerksam zu bleibenSubjektiv langweilige Aufgaben wie Routine-arbeiten am Arbeitsplatz, regelmäßige Arbeitsabläufe oder uninteressant erscheinende Aufträge lösen eine erhöhte Ablenkbarkeit aus und führen damit zum Wechsel der Tätigkeit; wichtige und unwichtige Dinge sind gleichrangig.
Scheint nicht zuzuhören, wenn es direkt angesprochen wirdErwachsene sind häufig mit ihren Gedanken beschäftigt, oft noch von Vorkommnissen beeindruckt, bei denen scheinbar etwas schlecht gelungen ist und haben deshalb kein Ohr für die Umgebung.
Vermeidet oder verabscheut oder zögert, wenn es um Aufgaben geht, die eine erhöhte geistige Anstrengung über einen langen Zeitraum erfordern.Mangelnde Fähigkeit zur Gliederung von Arbeitsabläufen führt zu schnell eintretenden Überforderungsgefühlen, häufiger Stimmungswechsel verhindert konstante Arbeitsleistung, dies bedingt eine oft zu beobachtende Selbstentwertung.

 

Hyperaktivitäts- und Impulsivitätssymptome nach DSM-5Symptomwandel im Erwachsenenalter (nach J. Krause & K.-H. Krause)
Läuft oft herum oder klettert exzessiv, wo solch eine Aktivität nicht angebracht istErwachsene lieben Berufe mit der Möglichkeit sich zu bewegen; sie sind häufig in Außendienstpositionen mit wechselnden Gesprächspartnern oder Orten zu finden, sie verzichten ungern auf ihr Handy, sie brauchen viele Reizquellen, sie möchten sich durch Außenreize stimulieren
Hat Schwierigkeiten damit, leise zu spielenErwachsene treiben gerne Sportarten, die mit Risiko verbunden sind, wie Drachenfliegen, Bungee-Jumping oder Motorradfahren; die extreme Reizsituation führt zu einer intensiven Konzentrationsleistung, was von den Betroffenen als angenehm erlebt wird.
Spricht oft übermäßig vielDie Sprechweise ist oft schnell und undeutlich, wird von der Umgebung häufiger als aggressiv erlebt, Gesprächspartner kommen kaum zu Wort, da der Betroffene schnell auf ein Thema hyperfokussiert ist, „Smalltalk“ wird als langweilig empfunden.
Unterbricht oft andere oder stört sieMischt sich ungefragt in Gespräche ein. Wenn ein Betroffener selbst nicht handeln soll, kommt in ihm schnell eine innere Unruhe auf, die ihn dazu verleitet, die Arbeit selbst zu übernehmen. Beispiel: die tüchtige Mutter, deren Tochter keine Chance erhält, eigene Fertigkeiten zu entwickeln.

 

Quellen und weiterführende Links:

„ADHS im Erwachsenenalter“ – Krause, Johanna; Krause, Klaus-Henning
Diese Aussagen sind sinngemäß dem Buch „ADHS im Erwachsenenalter“ entnommen